Es ist ein Dilemma. Einerseits muss alles dafür getan werden, das Gesundheitssystem funktionsfähig zu erhalten. Eine verlässliche Kinderbetreuung für Eltern in medizinischen und pflegerischen Berufen trägt dazu entscheidend bei. Andererseits kann die Notbetreuung in Kitas und Schulen wegen des Ansteckungsrisikos gerade dazu führen, dass ausgerechnet diese Eltern infiziert werden. Dieses Szenario wird wahrscheinlicher, nachdem die Landesregierung ihre Regeln für die Notbetreuung am Freitag gelockert hat. Jetzt genügt es, wenn Vater oder Mutter in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, um die Notbetreuung in Anspruch nehmen zu können. Bisher mussten es beide Elternteile sein. Während also für die Allgemeinheit gilt, dass Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen jetzt verboten sind, passiert in den Kitas und Schulen das Gegenteil.
Sollte sich der aktuelle Trend bestätigen und der Betreuungsbedarf nun weiter steigen, wächst damit auch das Risiko neuer Infektionsketten. Der Einwand, es seien vertraute Kinder, die dort aufeinandertreffen, kann nicht überzeugen. Die Eltern der betreuten Kinder sind ja berufstätig, sie begegnen an ihrem Arbeitsplatz im Krankenhaus oder anderswo womöglich täglich einer Vielzahl von Infizierten. Ihre Kinder tragen das Virus dann in die Kita oder Schule weiter. Die Sorge der Betreuer vor Ansteckung ist verständlich. Zu ihrem und unser aller Schutz muss das Risiko begrenzt werden. Das heißt erstens: Nur wer wirklich darauf angewiesen ist, sollte sein Kind in die Notbetreuung bringen. Zweitens: Die Gruppen müssen so klein wie möglich bleiben. Drittens: Es muss viel mehr getestet werden. Und viertens: Erzieher in Kitas, wo ein Zwei-Meter-Abstand utopisch ist, brauchen dringend Atemmasken und Handschuhe.¹
Seit dem Ausbruch der Corona-Krise fragen wir regelmäßig, wie groß die Sorge ist, dass Sie oder Familienmitglieder sich mit dem Virus anstecken. Obwohl seit heute die Versammlung mit mehr als zwei Personen außerhalb der häuslichen Gemeinschaft verboten ist, sorgt sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung (55 Prozent) vor einer Ansteckung (18 Prozent sehr groß; +12 Punkte im Vgl., vor drei Wochen; 37 Prozent groß; +20 Punkte im Vgl. vor drei Wochen). Vor einer Woche waren es noch 48 Prozent, Anfang März 23 Prozent. Das hat eine Blitz-Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend heute ergeben.
Eine große Mehrheit von 95 Prozent der Deutschen befürwortet, dass man sich in den kommenden zwei Wochen nur noch in der eigenen häuslichen Gemeinschaft oder mit einer weiteren Person treffen darf. Nur 3 Prozent lehnen diese Maßnahme ab.
Die Sorge hingegen um die persönliche wirtschaftliche Entwicklung ist bislang bei zwei Dritteln der Gesamtbevölkerung (64 Prozent) weniger groß (36 Prozent) bis klein (28 Prozent). Bei den 18- bis 64-Jährigen, der sogenannten berufsaktiven Gruppe, sorgen sich jedoch vier von zehn (42 Prozent) um die eigene wirtschaftliche Entwicklung.
Das Vertrauen der Bürger in die Gesundheitseinrichtungen und Ärzte in Deutschland ist überwiegend hoch. 75 Prozent (18 Prozent sehr groß; 57 Prozent groß) vertrauen darauf, dass die Corona-Epidemie bewältigt werden kann. Bei 19 Prozent ist das Vertrauen weniger groß, nur bei 4 Prozent der Bevölkerung klein.
Auch die Zufriedenheit in das aktuelle Krisenmanagement der Bundesregierung ist mit 75 Prozent hoch. Nur 5 Prozent der Bundesbürger sind mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung gar nicht zufrieden (18 Prozent weniger zufrieden).²
¹Rheinische Post ²WDR Kommunikation