Der Verband der Gründer und Selbstständigen hat die Auszahlung der Corona-Hilfen als völlig unzureichend kritisiert.
Verbandschef Andreas Lutz sagte am Dienstag im Inforadio vom rbb, fast alle Selbstständigen und Gründer seien „verzweifelt, frustriert und zutiefst enttäuscht“. Sie fühlten sich mit dem Schaden des Lockdowns allein gelassen.
„Es ist natürlich unfair, wenn die Kosten der Corona-Krise de facto diese Selbstständigen aus ihrer Altersvorsorge bezahlen müssen und das verlieren, was sie sich über Jahrzehnte aufgebaut haben. Und was uns alle wirklich sauer macht, ist, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt wird, man würde uns mit riesigen Milliardenbeträgen helfen. Nur ist es so, dass diese Beträge nur zu einem kleinen Teil und oft mit monatelanger Verzögerung fließen.“
Man habe Verständnis für den Lockdown. Es würde aber nicht einmal ansatzweise das bezahlt, was versprochen wurde, bemängelte Lutz weiter. „Von den versprochenen 25 Milliarden bei der Überbrückungshilfe sind 13 Prozent bisher geflossen in einem Zeitraum seit Juni letzten Jahres.“ So stehe man jetzt vor einem „Fiasko“, weil „die Städte und die Kultur an Vielfalt verlieren werden“.
Linnemann: „Die Geschwindigkeit der Auszahlungen ist mau“
Unions-Fraktionsvize Carsten Linnemann hat Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) aufgefordert, die Probleme bei der Auszahlung der Corona-Hilfen für Unternehmen zu lösen.
Der CDU-Politiker und Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion sagte am Dienstag im Inforadio vom rbb: „Das Hauptproblem ist die Geschwindigkeit der Auszahlungen. Die ist mau. Das muss schneller werden.“
Auch größere Einzelhändler sollten bei den Finanzhilfen berücksichtigt werden, so Linnemann. „Wenn ich praktisch ein Berufsausübungsverbot verhänge für große Bereiche der Wirtschaft – von der Gastronomie bis zum Einzelhandel – dann muss ich auch für Entschädigungen sorgen und das muss schnell fließen.“
Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, wie etwa Friseure, hätten „kein großes Polster“. Sie lebten teilweise von der Hand in den Mund, sagte Linnemann, und sie hätten nun seit Wochen kein Geld gesehen. „Das geht nicht.“
Bei der Auszahlung sieht Linnemann vor allem die Verwaltung, „die dritte Ebene“ nach Bundestag und Regierung, in der Pflicht. Dieser Prozess, das Operative, müsse optimiert und beschleunigt werden.
Bundeswirtschaftsminister Altmaier spricht am Dienstagvormittag per Video-Konferenz auf einem Wirtschaftsgipfel mit Vertretern von mehr als 40 Verbänden über die schwierige Lage vieler Betriebe.
Rundfunk Berlin-Brandenburg