Valentinstag – Armutslöhne vergällen Kunden die Freude an Blumen

Hohe Langzeitarbeitslosigkeit, schlechte Jobs: Zeit für eine aktive Arbeitsmarktpolitik

Generationengerechtigkeit entscheide sich daher nicht zuletzt auch in der finanziellen Anerkennung von Erziehungs- und Pflegeleistungen, so die Vorsitzendes des Sozialverbands, Ilse Müller:

„Was Deutschland mit Blick auf seine Demografie dringender denn je benötigt, ist ein klares Bekenntnis der Politik zur Beitragsäquivalenz der Kindererziehung und selbst organisierter Pflege. Dies wäre ein effektiver Schritt im Kampf gegen die um sich greifende Altersarmut. Schon in den Jahren 1992 und 2001 bezeichnete das Bundesverfassungsgericht die Zeit der Kindererziehung als „generativen Beitrag“ zur Stabilisierung der auf Generationenkontinuität fußenden Rentenversicherung. Deutschland wartet nach wie vor auf diesen Paradigmenwechsel. Wir fordern von der Politik eine offene Debatte über den Stellenwert von Familie und Kindern sowie deren rentenrechtliche Bedeutung.“ Deutschland werde schon in wenigen Jahren die volle Härte der gesellschaftlichen Alterung zu spüren bekommen und nicht länger umhin kommen, die Rentenversicherung solidarischer aufzubauen. Beamte und Selbständige gehörten ebenso in den Kreis der Versicherten wie es einer äquivalenten Anrechnung von Erziehungszeiten und häuslicher Pflege durch ergänzende Bundeszuschüsse bedarf, so Müller.

Zahlen des Europäischen Statistikamts Eurostat wiesen jüngst auf wachsende Altersarmut in Deutschland hin. Nach Angaben der Statistiker stieg die Zahl von Armut bedrohter Älterer in Deutschland seit 2010 von 4,9 auf etwa 5,7 Millionen. Damit ist jeder Fünfte der älteren Generation von sozialer Ausgrenzung betroffen. BDH Bundesverband Rehabilitation e.V.

„Weiterhin sind fast eine Million Menschen in Deutschland langzeiterwerbslos. Viele Menschen mühen sich jahrelang vergeblich um eine Arbeitsstelle. Die tatsächliche Arbeitslosigkeit liegt mit 3,7 Millionen Menschen, von denen über 900.000 nicht mehr in der offiziellen Statistik gezählt werden, so hoch, dass man von einer dauerhaften Krise am Arbeitsmarkt sprechen muss“, erklärt Sabine Zimmermann, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, zur heutigen Vorstellung des Monatsberichts der Bundesagentur für Arbeit. Zimmermann weiter:

„Besonders betroffen sind Ungelernte. Jeder und jede Fünfte ohne abgeschlossene Berufsausbildung hat keinen Job. Das macht deutlich, wie nötig eine Aufstockung der Mittel für Qualifikation und Weiterbildung ist. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, dass sie eine echte Chance auf den Berufseinstieg bekommen und nicht in die Jugendarbeitslosigkeit rutschen.

Die Zunahme der Beschäftigungsverhältnisse kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die entstehenden Jobs oft kein ausreichendes Einkommen garantieren und schlechte Arbeitsbedingungen bieten. Das hat die aktuelle Studie des WSI belegt: Gerade in den 7,4 Millionen Minijobs wird in rund der Hälfte der Fälle nicht einmal der Mindestlohn gezahlt. Partei Die Linke im Bundestag

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert die Arbeitgeber in der Floristik auf, in der laufenden Tarifrunde ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. „Gerade an Tagen wie dem Valentinstag zeigen Floristinnen und Floristen was sie können. Sie binden die Sträuße nicht nur perfekt, sondern auch in Rekordzeit. Das ist ein Knochenjob, der fair bezahlt werden muss“, sagte der IG BAU-Verhandlungsführer Jörg Heinel. „Kunden können unmöglich Freude an den Blumen für ihre Partner haben, wenn sie wissen, welche Armutslöhne in der Branche noch üblich sind.“

Im Westen verdienen Floristinnen und Floristen lediglich 10,26 Euro. Im Osten sind es nach Tarif nur 8,80 Euro. „Dass der Lohn im Osten sogar unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro liegt, zeigt welche Strategie vor allem die Ostarbeitgeber fahren“, sagte der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Harald Schaum. „Sie wollen auf keinen Fall mehr zahlen als das Mindestentgelt. Dazu passt, dass die Arbeitgeber bei der ersten Tarifverhandlung eingestanden haben, kein Verhandlungsmandat für den Osten zu haben. Dabei war schon vor der Verhandlung klar, dass es diesmal um einen bundeseinheitlichen Tarifvertrag gehen muss. Ohne diesen bekommen wir die Angleichung Ost-West nie hin.“
Die IG BAU fordert für die 31000 Beschäftigten der Branche einen Bundesentgelttarifvertrag mit einem Plus im Westen von 5,9 Prozent. Löhne unter 9,10 Euro die Stunde darf es nicht geben. Ebenso muss die Ausbildungsvergütung deutlich besser bezahlt werden. Dagegen hatten die Arbeitgeber im ersten Gespräch im Januar ein Angebot von zwei Mal 16 Cent über 24 Monate gemacht. Die IG BAU hatte die Verhandlung abgebrochen. Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

Monatliche Mindestlöhne unter 500 Euro im Osten und deutlich über 1000 Euro im Nordwesten der EU

Die 22 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) mit nationalem Mindestlohn (in Dänemark, Italien, Zypern, Österreich, Finnland und Schweden gibt es keine derartige Regelung) lassen sich, basierend auf dessen Höhe in Euro, in drei Hauptgruppen unterteilen.

Zehn im Osten der EU gelegene Mitgliedstaaten hatten im Januar 2017 Mindestlöhne von unter 500 Euro pro Monat: Bulgarien (235 Euro), Rumänien (275 Euro), Lettland und Litauen (je 380 Euro), die Tschechische Republik (407 Euro), Ungarn (412 Euro), Kroatien (433 Euro), die Slowakei (435 Euro), Polen (453 Euro) und Estland (470 Euro).

In fünf im Süden gelegenen Mitgliedstaaten lagen die Mindestlöhne zwischen 500 und 1 000 Euro monatlich: in Portugal (650 Euro), Griechenland (684 Euro), Malta (736 Euro), Slowenien (805 Euro) und Spanien (826 Euro).

In Deutschland (1 498 Euro), ebenso wie in den übrigen sechs Mitgliedstaaten, die sich ebenfalls alle im Westen und Norden der EU befinden, lagen die Mindestlöhne deutlich über 1 000 Euro pro Monat: im Vereinigten Königreich (1 397 Euro), in Frankreich (1 480 Euro), Belgien (1 532 Euro), den Niederlanden (1 552 Euro), Irland (1 563 Euro) und Luxemburg (1 999 Euro).

Diese Informationen stammen aus einem Artikel, der von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlicht wird.

In den betreffenden 22 Mitgliedstaaten ist der höchste Mindestlohn (Luxemburg) etwa 9-mal so hoch wie der niedrigste (Bulgarien). Der Abstand verringert sich jedoch auf ein Verhältnis von 1:3, wenn Preisniveauunterschiede beseitigt werden und Mindestlöhne in Kaufkraftstandards (KKS) ausgedrückt werden. EUROSTAT

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