Schulanweisung mit fatalen Folgen – Corona an Grundschule in Düsseldorf

Viel Aufwand für wenige Schultage

Es gibt einen bestätigten Corona-Fall an der Heinrich-Heine-Grundschule im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt.  Britta Kuhlen, die Rektorin der Schule bestätigt den Fall: „Ja, es ist korrekt, dass es einen bestätigten Fall von SARS-CoV-19 an unserem Hauptstandort gibt.“

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat zurzeit einen schweren Stand bei den Schulen. Ihre Volten in der Schulpolitik verlangen Lehrern, Eltern und Schülern viel ab. Nun ist die Corona-Krise zwar eine besondere Herausforderung gerade für die Bildungspolitiker der Länder. In Nordrhein-Westfalen wurde die Zusammenarbeit mit den Schulen aber durch eine unglückliche Kommunikationspolitik zusätzlich belastet. Zuletzt überraschte die Ministerin mit dem kurzfristigen Vorstoß, die Grundschulen kurz vor den Sommerferien doch noch im Vollbetrieb zu öffnen – ohne Einhaltung der Abstandsregeln. Den Schulleitern ließ sie zur Vorbereitung abzüglich Feier- und Brückentag gerade einmal drei Schultage Zeit.

In dieser Situation trifft es sich äußerst unglücklich, dass eine Mitteilung der Schulaufsicht an die Schulleitungen und Lehrer ergeht, in der diese über das Neutralitätsgebot vor der Kommunalwahl belehrt und zur politischen Mäßigung im öffentlichen Diskurs angehalten werden. Ausgerechnet in einer Phase, in der die Schulöffnungen in der Öffentlichkeit heftig kritisiert werden – auch von Schulleitern.

Die Mitteilung an die Schulen verfehlte denn auch ihre Wirkung nicht. Viele Schulleiter, die sich noch vor wenigen Wochen öffentlich gern geäußert haben, trauten sich dies am Montag mit Hinweis auf das Schreiben der Bezirksregierungen prompt nicht mehr. Obwohl es gar nicht um politische Themen ging, sondern bloß um die Frage, wie der Neustart der Grundschulen in der Praxis gelaufen sei.

Wer die Verantwortung für die Aussendung der Mitteilung an die Schulen ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt trägt, ist bisher unklar. Der Eindruck allerdings, der dadurch an vielen Schulen entstand, wird nicht leicht wettzumachen sein.

Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) setzt sich über die Bedenken sämtlicher Lehrerverbände hinweg und startet den Regelbetrieb in den Grundschulen ab dem 15. Juni. Bis zu den Sommerferien sind es dann noch zwei Wochen. Zieht man Zeugniskonferenztage ab und jene Tage, die nach dem aktuellen rollierenden System ohnehin für den Schulbesuch vorgesehen waren, werden die Kinder damit in manchen Schulen lediglich auf vier oder fünf Tage zusätzlichen Unterricht kommen. Um das zu gewährleisten, müssen die Schulleiter aber nun bis zum 15. Juni ein völlig neues Konzept entwickeln. Abstandsregeln sind in der Grundschule künftig passé, stattdessen müssen feste Lerngruppen eingeführt werden, die sich auch in den Pausen und auf den Gängen nicht neu mischen dürfen. Ebenso muss die Ganztagsschule einschließlich Verpflegung organisiert werden.

Das alles bedeutet einen beträchtlichen Aufwand und ein hohes Risiko – für Lehrer, Schüler, Eltern und Großeltern: Ob Kinder tatsächlich weniger ansteckend sind als Erwachsene, ist unter Wissenschaftlern nach wie vor umstritten. Die Verantwortlichen sollten die verbleibenden Tage in diesem Schuljahr besser nutzen, um sich auf die Zeit nach den Sommerferien zu konzentrieren. Denn es ist absehbar, dass ein Normalbetrieb auch im Herbst noch mit Unsicherheiten behaftet ist. Bis dahin muss der digitale Unterricht ausgereift sein.

Doch nicht einmal in den Sommerferien ist die Betreuung der Kinder bisher gesichert – Ferienangebote werden reihenweise abgesagt. Auch hier wäre ein Konzept vordringlich. Das Betreuungsproblem in den Sommerferien belastet die Eltern sehr. Mehr, als ihnen im Zweifel vier oder fünf zusätzliche Schultage bringen.¹

Lauterbach: NRW geht mit Grundschulöffnung hohes Risiko ein

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach hat die geplante Öffnung der nordrhein-westfälischen Grundschulen als riskant kritisiert und vor einer „zweiten Infektionswelle“ gewarnt. „Auch Grundschüler können ansteckend sein. Wenn wir auf diese Art und Weise öffnen, gehen wir ein hohes Risiko ein und gefährden damit Lehrer, Eltern und Kinder“, sagte Lauterbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er sei für die Grundschulöffnung, „allerdings scheinen die Vorbereitungen alles andere als optimal zu sein“. In NRW sollen ab dem 15. Juni wieder alle Kinder zur Grundschule gehen. Ein Abstandsgebot oder eine Maskenpflicht soll es nicht geben. Stattdessen sollen die Schüler strikt unter sich im festen Klassenverband bleiben.

Lauterbach forderte, es dürfe „nur in ausgedünnten Klassen“ unterrichtet werden. Zudem müsse weiterhin Abstand gehalten und viel gelüftet werden. „Außerdem müssten Lehrer und Eltern die Möglichkeit bekommen, sich jederzeit ohne bürokratischen Aufwand testen zu lassen. Wir müssen verhindern, dass es zu einer zweiten Infektionswelle kommt.“²

¹Kirsten Bialdiga – Rheinische Post ²Kölner Stadt-Anzeiger

DasParlament

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