Reul und Laumann weisen Merz-Attacke auf Merkel zurück

Wittke: Nörgelei nervt nur noch

Merz ist zwar Projektionsfläche für die Anti-Merkel-Fraktion, aber diese Fraktion ist mit der Kanzlerin selbst längst versöhnt. Merkel-Kritikern geht es eigentlich gar nicht um die Kanzlerin selbst in ihrem 15. Jahr im Kanzleramt: Es geht ihnen darum, dass sich die Dinge nach ihr ändern. Deswegen hat Merz einen Freifahrtschein in Sachen Kritik an Kramp-Karrenbauer, den er mal mehr, mal weniger subtil nutzt. Aber Angriffe dieser Art gegen die Kanzlerin wird ihm die CDU auf Dauer nicht verzeihen. Sie werden ihm als Illoyalität ausgelegt. Die Partei liebt eben den Verrat, aber nicht den Verräter. Es kann sein, dass Merz seine Chance auf das Kanzleramt, die ohnehin klein ist, mit diesem Interview verspielt hat.¹

Führende Politiker der NRW-CDU haben die Kritik von Friedrich Merz an Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf zurückgewiesen. Herbert Reul, NRW-Innenminister und Vorsitzender des CDU-Bezirks Bergisches Land, warnte vor einem offenen Richtungsstreit in der Union: „Die SPD ist ein schönes Anschauungsbeispiel dafür, wohin ständige Führungsdebatten führen: ins politische Tal der Tränen“, sagte der Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er habe in seinen vielen Jahren als CDU-Generalsekretär eins gelernt: „Wahlen gewinnt man nur, wenn man geschlossen ist“, so Reul.

„Die Debatte um die Kanzlerkandidatur ist eine Debatte zur Unzeit“, sagte Karl-Josef Laumann, NRW-Arbeitsminister und Vorsitzender des CDU-Bezirks Münsterland, der Zeitung. „Diejenigen, die heute schon eine Entscheidung herbeireden wollen, führen Scheingefechte, die der CDU nur schaden“, fügte Laumann hinzu. Der Minister erinnerte daran, dass Merkel für die Union vier Bundestagswahlen gewonnen haben. Seit gut 14 Jahren habe sie das Land sicher auch durch unruhige Zeiten gesteuert. Trotz Finanz- und Weltwirtschaftskrise gebe es heute in Deutschland die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit der Wiedervereinigung und Rekordbeschäftigung.

„Das alles fällt nicht vom Himmel, sondern zeugt von einem klugen Regierungshandeln und starker Führung. Wenn das ein Nebelteppich sein soll, ist das ein sehr erfolgreicher und sympathischer Nebelteppich“, erklärte Laumann. Auch Oliver Wittke, Vorsitzender des CDU-Bezirks Ruhr und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, attackierte den Sauerländer: „Friedrich Merz nervt mit seiner Nörgelei vom Spielfeldrand nur noch.“ Es komme jetzt darauf an, die CDU programmatisch als Partei der Mitte zu platzieren. „Sich immer nur an der Bundeskanzlerin abzuarbeiten ist da zu wenig.“²

¹Mitteldeutsche Zeitung ²Kölner Stadt-Anzeiger

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