Nur bei Großunternehmen über 250 Mitarbeitern ist der Anteil mit zehn Prozent etwas größer. Auffällig hoch ist allerdings der Anteil im Gastgewerbe, in dem 28 Prozent der Personalleiter erklärten, zuletzt Flüchtlinge beschäftigt zu haben.

In diesem Jahr oder im Jahre 2017 planen dann 34 Prozent der Unternehmen, Flüchtlinge einzustellen. Als Hindernisse dabei genannt werden vor allem die Sprachkenntnisse. Sie werden von 86 Prozent der Unternehmen als „große Hürde“ und von weiteren 11 Prozent als „kleine Hürde“ bezeichnet. Es folgen die rechtlichen Rahmenbedingungen (49 Prozent „große Hürde“, 32 Prozent „kleine Hürde“) und die Qualifikation (46 Prozent „große Hürde, 43 Prozent kleine Hürde“).

In ihren schriftlichen Anmerkungen gaben die Personalleiter insbesondere den bürokratischen Aufwand der Vorrangprüfung als bedeutende Hürde an sowie eine mangelhafte Unterstützung aus den Behörden und allgemein „völlig unakzeptable gesetzliche Rahmenbedingungen“. Der Gesetzgeber sollte die arbeitsrechtlichen Vorgaben temporär lockern, um es den Unternehmen zu erleichtern, Flüchtlingen trotz der Sprachbarrieren und der überwiegend geringen Qualifikation eine Beschäftigung zu bieten. So wäre es zu begrüßen, wenn Flüchtlinge gezielt in Praktika vermittelt würden. ifo und CESifo online

Mega-Thema Flucht

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Politiker, Ökonomen und Journalisten über Flüchtlinge schreiben und sprechen, und darüber, wie man mit den vielen Menschen am besten umgehen sollte, die zu uns kamen und wohl noch kommen. Und es gibt kaum mehr einen Abend, an dem nicht in irgendeiner TV-Talkshow anstatt mit Flüchtlingen über sie diskutiert wird. Und es drängt sich der Verdacht auf, dass Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten für viele eine amorphe Masse sind, die in Fernsehbildern und Flüchtlingsunterkünften existiert. Für die wenigsten Bundesbürger haben diese Menschen Gesichter – außer vielleicht die der Vorzeige-Ankömmlinge, die bisweilen vor die Kameras gezerrt werden. Dabei sind es gerade Begegnungen mit Individuen, die dabei helfen können, diffuse Ängste – und manchmal bedauerlicherweise auch Aggressionen – abzubauen.

Wer sich mit einzelnen Schicksalen, Wünschen und Träumen von Geflüchteten konfrontiert, rückt näher an die Menschen heran und versteht vielleicht auch mehr. Zum Beispiel, wie schwierig und an die Nerven gehend es sein kann, nichts tun zu dürfen – zu warten. Und wie wichtig es ist, dass Menschen, die bei uns Asyl beantragen, möglichst rasch eine Antwort bekommen, ob sie bei uns bleiben können. Dass denen, die vermutlich Asyl bei uns erhalten, möglichst rasch der Weg in eine Beschäftigung geebnet wird. Aktuell gibt es noch viel zu viele bürokratische Hemmnisse und Unklarheiten. Dabei können sich Umfragen zufolge bis zu 85 Prozent der deutschen Mittelständler gut vorstellen, Flüchtlinge zu beschäftigen. Die prinzipielle Bereitschaft, sich zu engagieren, gibt es auch in den Großunternehmen, wenn auch die tatsächlichen Zahlen verschwindend klein sind.

In einer der zahlreichen Talkrunden berichtete der Textilunternehmer Wolfgang Grupp kürzlich, wie lange es gedauert hat, bis er einen geflüchteten Pakistani als Näher einstellen konnte. Dass dieser „von Amt zu Amt“ laufen musste, bis er endlich bei Trigema arbeiten durfte. Die Tatsache, dass sein prominenter Chef damit drohte, ihn notfalls ohne Erlaubnis der Behörden zu beschäftigen, dürfte das Procedere überproportional beschleunigt haben. Gerade solche Berichte und eine große Verunsicherung führen aber dazu, dass sich viele Personalchefs zurückhalten. Dass mangelnde Sprachkenntnisse oft ein riesiges Hindernis auf dem Weg in die deutsche Arbeitswelt darstellen, ist bekannt. (Bezahlte) Deutsch-Kurse sind zwar wichtig, entheben den Einzelnen aber nicht der Eigenverantwortung. Zeugnisse – so vorhanden – sind in der Regel nicht vergleichbar. Ein wenig mehr Kreativität und Flexibilität würde uns Deutschen gut zu Gesicht stehen.

Ariane Reinhart, im Vorstand des Automobilzulieferers Continental zuständig für das Personal, kennt von Brasilien den Einsatz spezieller Diagnostikverfahren. Mit deren Hilfe ließen sich Eignungen und Talente relativ schnell und systematisch bestimmen, berichtete die Managerin der MZ. In Südamerika rekrutierte sie für VW Mitarbeiter aus den Armenvierteln, den Favelas. Die Managerin hat die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen, die Menschen eine Perspektive bieten, hohe Loyalität und größtes Engagement zurückbekommen. Wenn wir die Aufgabe ernstnehmen, Flüchtlinge in unsere Gesellschaft und insbesondere den Arbeitsmarkt zu integrieren, benötigen wir neue erfrischende Konzepte. Die MZ-Wirtschaftsredaktion begleitet in diesem Jahr vier junge Leute aus Syrien, Afghanistan, Somalia und dem Kongo.

Sie alle sind Flüchtlinge, die versuchen auf dem ostbayerischen Jobmarkt Fuß zu fassen – zum Beispiel als Fachinformatiker für Systemintegration oder als Altenpflegehelferin. Masih, Mahamed, Mohammed und Lydie sind nur ganz wenige von ganz vielen. Doch durch sie haben wir die Chance, ein kleines bisschen besser nachzuvollziehen, um was es bei dem Mega-Thema Flucht und den Folgen tatsächlich geht. Christine Hochreiter, MZ Mittelbayerische Zeitung

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  1. Flüchtlinge 27. Februar 2016 um 17:25 – Reply

    haben zu viele Vermittlungshemmnisse. Man kann doch nicht arbeiten wollen, für doitsche Unternehmer, und gleichzeitig den Anspruch haben, dafür bezahlt zu werden.

    Das deutsche Unternehmertum sollte, wie früher, Lager einrichten. Da können die Arbeitskräfte kostensparend interniert und notfalls erschossen werden. Das ist deutsche Unternehmertradition…

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