Bankenverband: Alle deutsche Banken bestehen Stresstest: Der Geschäftsführer des Bankenverbands Nordrhein-Westfalen, Steffen Pörner, erwartet zuversichtlich den Ausgang des laufenden Stresstests: „Ich gehe davon aus, dass alle deutschen Banken den Stresstest der Europäischen Zentralbank bestehen“, sagte er der in Düsseldorf erscheinden „Rheinischen Post“. Die deutschen Banken seien gut vorbereitet in den Stresstest gegangen. „Alle arbeiten an ihren Bilanzen und ihrer Eigenkapital-Ausstattung, um für künftige Krisen besser gerüstet zu sein.“ Am 29. Juli 2016 hat die Europäische Zentralbank das Ergebnis ihres Stresstestes vorstellen. Rheinische Post
Stresstest zu einem zahnlosen Tiger
Manch einer hat sich verwundert die Augen gerieben, dass die European Banking Authority (EBA) in ihrem Stresstest zur Lage der Großbanken auf ein Negativzinsszenario verzichtet. Dabei stehen diese Auswirkungen im Zentrum der Sorgen von Bankinvestoren. Ihnen hat es mit ein wenig Zeitverzögerung gedämmert, dass in diesem Zinsumfeld keine Bank, egal ob klein oder groß, gedeihen kann, da die operativen Erträge schrumpfen. Nicht von ungefähr wird der Sektor europäische Bankaktien in diesem Jahr besonders hart abgestraft. Die Institute selbst sehen sich gezwungen, neue Kostenprogramme aufzulegen oder bestehende zu verschärfen.
Als am Freitagabend die Ergebnisse des EBA-Stresstests feststanden, konnten sich die darin nicht erfassten kleineren und mittleren Banken Deutschlands ihrer eigenen Testaufgabe zuwenden. Denn Bundesbank und BaFin blasen zur mittlerweile dritten Niedrigzinsumfrage bei den von ihnen unmittelbar beaufsichtigten Kreditinstituten. Die stehen für rund ein Viertel des deutschen Bankenmarktes und gelten wegen ihres traditionell zinslastigen Geschäftsmodells als besonders gefährdet im Umfeld derzeitiger Geldpolitik. Nach dem Stresstest folgt somit ein Stresstest.
Das Niedrigzinsumfeld ist zwar keine neue Entwicklung, aber eine, die sich mit dem Auslaufen höherverzinslicher Anlagen plus der negativen Einlagenfazilität bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zuspitzen könnte. Bei der letzten Abfrage Mitte 2015 ergab sich im Mittel eine Einbuße beim Vorsteuerergebnis um 25<ET>% bis 2019. Es ist nicht leicht, sich gegen einen solchen Ergebnisrückgang von rund 2 Mrd. Euro zu stemmen.
Immerhin signalisieren die letzten Bundesbank-Daten, dass die deutschen Institute dank ausgeweiteter Kreditvergabe beim Zinsüberschuss eine gewisse Kompensation erreichen konnten. Zudem sind Sparkassen und Volksbanken nicht taub für die Anregungen der Aufseher und haben ihr Provisionsgeschäft angekurbelt – nicht zuletzt durch Gebührenerhöhungen. Die Zeit kostenloser Konten sei vorbei, verkündete Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon im März. Zudem wird mit der Straffung des Filialnetzes nebst Aufbau digitaler Kanäle wie gewünscht das Geschäftsmodell einem Facelift unterzogen. Das Anzapfen neuer Ertragsquellen geschieht aber nicht über Nacht, und so dürften die Institute im nunmehr abzufragenden Zeitraum bis 2021 weiteren Handlungsbedarf aufgezeigt bekommen. Björn Godenrath – Börsen-Zeitung
Stresstest: Weder Allzweckwaffe noch Placebo
„Jeder Bankenstresstest kann nur eine Diagnose liefern, Therapie und Heilungsprozess müssen andere übernehmen“, betont Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, mit Blick auf die Ende des Monats erwarteten Stresstestergebnisse der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA. Damit begegnet der Bankenverband im Rahmen eines Pressegesprächs in Frankfurt am Main auch aufkommender Kritik, Stresstests seien sinnlos geworden. Kemmer: „Als Diagnoseinstrument waren gerade die Ergebnisse 2014 durchaus erfolgreich.“
Daher sei es sinnvoll und wichtig, dass die EBA auch in Zukunft Stresstests durchführe, denn nach Gefahren für die Finanzmarktstabilität müsse regelmäßig gesucht werden. Zugleich bekräftigt der Chef des Bankenverbandes: „Wenn Politik und Aufsicht nicht die notwendige Therapie angehen, ist das nicht den Diagnostikern vorzuwerfen.“
So habe die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer extrem expansiven Geldpolitik den europäischen Regierungen Zeit gekauft, diese müsse nun aber endlich auch genutzt werden. Kemmer: „Null- bzw. Negativzinsen dürfen kein Dauerzustand bleiben.“ Dringend notwendige Wirtschaftsreformen sowie die Sanierung von Bankbilanzen dürften nicht verschleppt werden.
Berechtigte Kritik an einzelnen Annahmen der Stresstests mache die Tests im Ganzen nicht wertlos. Die EBA habe daraus in der Vergangenheit gelernt und sie als Ansatzpunkte genutzt, um die Methodik weiterzuentwickeln – etwa bei der Frage, wie Staatsanleihen zu behandeln seien, oder bei den „Conduct Risks“, insbesondere Rechtsrisiken.
Kemmer: „Diese Weiterentwicklung ist eine Daueraufgabe und ein Prozess, der immer wieder auch hinterfragt werden muss.“ Daher kritisieren die privaten Banken, dass die EBA beim aktuellen Stresstest weder die derzeit negativen Zinsen der EZB, noch die daraus resultierenden Belastungen für die Kreditinstitute berücksichtigt habe. Bundesverband deutscher Banken e.V.
Europas Großbanken kommen ordentlich durch den Stresstest