London: Die Routine des Terrors

Terroranschlag in London

London: Die Routine des Terrors

Nach der Fahrt in die Menschenmenge sind die Täter mit Messern auf ihre Opfer losgegangen. Dass sie bei ihrem sinnlosen Blutvergießen mit Sprengstoffgürtelattrappen unterwegs waren, macht deren Überwältigung nicht einfacher. Der dritte tödliche Terroranschlag in weniger als drei Monaten in Großbritannien ist kein Zufall. Aktuell geht der britische Geheimdienst von 23000 radikalen Islamisten aus. In Deutschland werden etwa 550 bewacht. Die Zahlen zeigen, dass der Sicherheitsapparat erhöht und die Arbeit der Geheimdienste weiter verbessert werden müssen. Premierministerin Theresa May hat eine neue Härte gegen Islamisten angekündigt. Wir werden sehen, was nach der Wahl am Donnerstag daraus wird. Westfalen-Blatt

Die Trauer nach dem Terror ist ernüchternd. Wieder gedenken wir der Opfer von Mördern, die den Tod dorthin tragen, wo das Leben blüht. In die Musikhallen, vor die Cafés und Shopping-Zentren, auf belebte Marktplätze. Wieder posten wir Solidaritätsadressen im Netz, appellieren an die Kraft der Vielen, die dem Hass der Wenigen überlegen ist. Wir lassen uns unseren Lebensstil nicht nehmen. Natürlich nicht. Wir lassen uns nicht gegen Muslime aufhetzen, weil wir sie nicht mit radikalen Islamisten gleichsetzen. Die Blutspur des Islamismus trifft weltweit ja vor allem Muslime, an Europas Tatorten waren Staatsbürger Dutzender Nationen betroffen. Soll Nationalismus die Antwort sein? Nein, der Kulturkampf fällt aus. Können wir trotzdem reagieren? Irgendwie in die Offensive kommen? Wie viele Terroranschläge braucht es, um in Routine zu erstarren?

Die „Jetzt erst recht“-Botschaften sind so gefährlich, weil die Angst vor der Machtlosigkeit steigt. Gerade in freien Gesellschaften, wo die Bewohner mehr zu verlieren haben. Theresa May hat es gesagt: „Genug ist genug.“ Der Kampf gegen den Terror muss Erfolge bringen. Viele Terroristen wuchsen im Westen auf, wurden hier geboren, suchten ihr Heil in einem kruden religiösen Dogmatismus, den sie als Heimat identifizieren. Weil sie in Europa nie heimisch wurden. Verfehlte Integrationspolitik. Die Perspektivlosigkeit in Stadtteilen im Ruhrgebiet, im Pariser Speckgürtel oder in belgischen Mittelstädten ist die Saat für Terror. Der Islamismus gedeiht in Parallelgesellschaften, weil dort die Vorzüge der saturierten, bürgerlichen Welt – Bildung, Job, Anerkennung – unerreichbar scheinen. Massive Bildungsinvestitionen, flankiert von klaren Erwartungen an die Zuwanderer, müssen die Antwort sein. Aber wir müssen auch über die Religion reden, in deren Namen so viele zu Mördern werden. Islamischer Staat, Boko Haram, Taliban – alle berufen sich auf den Islam. Warum können sie das?

Liberale Muslime müssen schärfer als bisher gegen diese Extremisten vorgehen. Es reicht nicht zu sagen, die Islamisten seien falsche Muslime, würden den Koran falsch auslegen. Der Kampf gegen die Ungläubigen ist ein Leitmotiv im puritanisch-wahhabitischen Islam, etwa in Saudi-Arabien. Er ist kein Hirngespinst. Muslimische Eltern müssen sich ihren Kindern entgegenstellen, wenn sich diese IS-Propagandafürsten näher fühlen als ihrem Realschul- oder Gymnasiallehrer. Und der Staat muss stärker werden, Gefährder intensiver überwachen, die Daumenschrauben anziehen, wenn Fundamentalismus gepredigt, gelehrt oder beworben wird. Nur zusammen gewinnen wir diesen Kampf. Rheinische Post

Das Schreckensszenario, das oftmals prophezeit worden ist, ist leider eingetreten. Wieder ein Terroranschlag. Wieder radikalisierte Einzeltäter, die sich vom Aufruf der Terrormiliz IS angesprochen fühlten, Angriffe gegen westliche Werte und Lebensweise durchzuführen. Wieder kam ein Klein-Lkw als Waffe zum Einsatz, ebenso wie Messer.
Schutz vor derlei Taten gibt es kaum. Denn Klein-Lkw kann man ebenso wenig wie Messer verbieten. Der Ansatz, den die britische Premierministerin Theresa May gewählt hat, hat etwas für sich. Es gilt, den radikalen Islamismus und dessen Wurzeln ins Visier zu nehmen. Das aber ist leichter gesagt als getan. Denn oftmals erfolgt das Schüren des Hasses auf westliche Lebensart im Verborgenen.

Zudem ist es mühsam und schwierig, sich damit auseinanderzusetzen, was im Sinne der Religionsfreiheit nicht nur zulässig, sondern auch schützenswert ist, und was in Parallelgesellschaften stattfindet und womöglich radikal und damit gefährlich ist. Da braucht es nicht zuletzt auch die aktive Mithilfe der islamischen Glaubensgemeinschaften in Europa.
Theresa May hat Recht, wenn sie konstatiert, dass bisher zu wenig hingeschaut wurde. Daher ist es richtig, damit zu beginnen. Die Terrorgefahr rasch aus der Welt schaffen kann aber auch das nicht. Eine schnelle Lösung gibt es nicht. Es steht zu befürchten, dass der Weg ein langer und möglicherweise auch schmerzvoller sein wird. Christian Haubner – Neues Volksblatt, Chefredaktion

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