Angesichts einer neuen Betrugsmasche warnt der Mieterbund in der rbb-Sendung SUPER.MARKT davor, Kautionen oder Abstandszahlungen bereits vor Beginn des Mietverhältnisses zu leisten. Beides „zahlt man immer erst beim Einzug. Bloß keine Vorkasse akzeptieren“, betont Reiner Wild vom Berliner Mieterverein gegenüber dem Verbrauchermagazin des rbb.
Betrugsopfer schildern, dass sie trotz eines Mietvertrags und überwiesener Kautions- und Abstandszahlungen ihre Wohnung nicht beziehen konnten. Diese sei in Wahrheit nur ein Appartement zur zeitweisen Vermietung gewesen. Dahinter steckt eine Masche mit krimineller Energie: Falsche Makler nutzen die Wohnungsnot in Berlin. Sie mieten für einige Tage über Airbnb eine Wohnung. Anschließend bieten sie diese mitsamt Fotos und Beschreibung auf Immobilienplattformen zur freien Vermietung an. Mit mehreren Interessenten unterschreiben die Betrüger Mietverträge und kassieren Abstands- und Kautionszahlungen im Wert von mehreren tausend Euro. Um den Betrug zu kaschieren, mieten die falschen Makler zusätzlich für eine kurze Dauer Büroräume in lukrativen Gegenden an. Damit glauben Wohnungssuchende, sie verhandeln mit den seriösen Inhabern eines real existierenden Maklerbüros.
Nach Schätzungen der Redaktion SUPER.MARKT haben die Betrüger mit dieser Masche allein durch drei falsche Vermietungsangebote rund 45.000 Euro von Wohnungssuchenden erbeutet. Auch bei der Plattform „Immobilien Scout 24“ haben sich mehrfach Opfer dieser Betrugsmasche gemeldet. Die Leiterin des Kundenservice, Kerstin von Blumröder, bestätigt gegenüber SUPER.MARKT, dass der verdächtige Account inzwischen gesperrt wurde. Sie empfiehlt, im Falle eines erneuten Verdachts sofort über den Meldebutton mit dem Portal Kontakt aufzunehmen.¹
Bundesregierung muss wirksame Strategien gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit vorlegen
Anlässlich der von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG-W) veröffentlichten Schätzungen zu Wohnungslosigkeit in Deutschland erklärt Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik und europäische Sozialpolitik:
Die Wohnungslosenzahlen steigen weiter besorgniserregend an. Obwohl die BAG-W mit einem umgestellten Schätzmodell absolut auf weniger Wohnungslose Personen kommt, lässt sich der Anstieg nicht kleinrechnen. Für den Zeitraum 2016 auf 2017 wird ein Anstieg von 15 bis 20 Prozent prognostiziert. Das ist mehr als ein Indikator für das armutspolitische Versagen der Großen Koalition.
Damit sich die Armut nicht weiter verfestigt und alle Menschen das Menschenrecht auf Wohnen wahrnehmen können, muss die Bundesregierung jetzt unverzüglich und konsequent handeln. Wir brauchen ein nationales Aktionsprogramm an dem alle Akteure beteiligt werden müssen: Der Bund, die Länder und Kommunen, (ehemals) Betroffene und Sozialverbände. Nur im Dialog, unter der Federführung des Bundes, können wirksame Strategien zur Vermeidung und Bewältigung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit erarbeitet und umgesetzt werden. Die Versorgung mit bezahlbaren Wohnraum für alle ist hier oberste Prämisse, die Implementierung einer amtlichen bundesweiten Statistik zur Erfassung des Ausmaßes von Wohnungs- und Obdachlosigkeit eine wichtige Basis und ein erster notwendiger Schritt.²
¹Rundfunk Berlin-Brandenburg ²Bündnis 90/Die Grünen