Nun wissen Insider ganz genau, dass in den Forschungszentren der deutschen Autobauer mit Hochdruck an all diesen technischen Herausforderungen gearbeitet wird. Und es wäre schon höchst verwunderlich, wenn das große Heer von Ingenieuren in der Branche nicht in der Lage wäre, die notwendigen Vorarbeiten für entsprechende Markterfolge zu leisten. Die Modell-Ankündigungen jedenfalls deuten darauf hin, dass in einigen Jahren, wenn von den Rahmenbedingungen her die Voraussetzungen für eine weit höhere Akzeptanz bei den Kunden für die Elektromobilität geschaffen ist, die deutschen Hersteller mit entsprechenden Autos auf dem Markt sein werden.
Keine Frage: Die Autoindustrie steht vor einem epochalen Umbruch, sie muss eine Vielzahl von Herausforderungen zugleich angehen. Fatal ist dabei, dass niemand heute wirklich weiß, in welche Richtung etwa die Antriebstechnik geht. Sind die Stromer das letzte Wort oder handelt es sich nur um eine Zwischentechnologie, weil der Brennstoffzelle oder den synthetischen Brennstoffen die Zukunft gehört? Insofern sind die nachdenklichen Mienen in Frankfurt in den kommenden Tagen durchaus zu verstehen. Grund für jenen mitunter so hartnäckig formulierten Pessimismus aber gibt es nicht.¹
Zur offiziellen Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 2019 erklärt Ernst-Christoph Stolper, stellvertretender Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Die IAA zeigt: Immer noch setzt die deutsche Automobilindustrie auf schwerere und leistungsstärkere Fahrzeuge. Noch nie waren die Fahrzeuge so groß und wuchtig wie heute. Eine Entwicklung, die sich in den Jahren von Merkels Kanzlerinnenschaft durch falsche politische Weichenstellungen weiter beschleunigt hat.
Vor der entscheidenden Sitzung des Klimakabinetts muss Merkel jetzt Klartext mit der Branche reden. Der Zenit von großen, spritschluckenden und ressourcenfressenden Autos ist überschritten. Das Auto der Zukunft muss mit den Klimazielen des Pariser Abkommens vereinbar sein. Dafür braucht es ein Bonus-Malus-System, das den Kauf von spritfressenden Luxusfahrzeugen verteuert und den kostengünstigen Kauf von kleinen Elektro-Autos ermöglicht. Weiter braucht es die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs sowie der steuerlichen Privilegierung von Diesel. Will die Kanzlerin der Branche einen wirklichen Dienst erweisen, zieht sie die Stellschrauben an und bringt die Automobilindustrie endlich auf einen nachhaltigen Kurs. Dafür reicht eine Modelloffensive von E-Mobilen nicht aus, wenn die Verkaufsstrategie weiter auf große energieverschwendende Autos ausgerichtet ist.“
Stolper richtet noch einen Appell an Merkel: „Frau Merkel, die Zeit der Entscheidung ist in diesem Herbst gekommen: Klimakanzlerin oder SUV-Kanzlerin – beides zusammen geht nicht.“²
¹Straubinger Tagblatt ²BUND