NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat klargestellt, dass eine weitere Verschiebung des Abiturs in NRW wegen der Corona-Krise nicht möglich ist. „Der 12. Mai ist der spätestmögliche Termin für den Start der Prüfungen, damit am 27. Juni die Zeugnisse ausgegeben werden können“, sagte die FDP-Politikerin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Beginn der Sommerferien lasse eine weitere Verschiebung nach hinten nicht zu. „Sollte ein Schulstart nach den Osterferien nicht möglich sein, müssen wir neu nachdenken“, erklärte Gebauer.¹
NRW-Städte fordern weitere Nachbesserungen für Schulstart
In einem gemeinsamen Schreiben an Armin Laschet (CDU) haben führende Grüne ein letztes Mal an den Ministerpräsidenten appelliert, den Unterrichtsstart am morgigen Donnerstag zu verschieben. In dem Brief, der der Düsseldorfer „Rheinischen Post vorliegt, schreiben die Chefin der Grünen-Landtagsfraktion Monika Düker, die bildungspolitische Sprecherin Sigrid Beer und Parteichef Felix Banaszak, sie hätten den Eindruck gewonnen, „dass Ihre Landesregierung die Schulöffnungen in NRW ohne ausreichende Vorbereitungen hinsichtlich der überall und ausreichend zur Verfügung stehenden Schutzvorkehrungen, ohne eine transparente und konsistente Kommunikation gegenüber den Beteiligten und vor allem ohne die Einbindung, ja sogar gegen den ausdrücklich artikulierten Widerstand der Betroffenen vornimmt“.
Die Grünenpolitiker werfen der Landesregierung vor, Äußerungen etwa der Bildungsverbände und -Gewerkschaften, der Eltern- und Schülervertretungen sowie der Kommunen ignoriert zu haben. „Auch wir befürworten, dass schrittweise auch die Schulen wieder öffnen“, heißt es in den Schreiben. Öffnungen und Lockerungen dürfe es aber in der alle betreffenden Krise nur nach einer ausreichenden Planung und mit einem Konsens unter den Beteiligten geben. Die Grünen verweisen auf Äußerungen des Schulministeriums im Schulausschuss, wonach im Notfall im laufenden Jahr „auch ein Abitur ohne Prüfung möglich“ sei. „In diesem Sinne bitten wie Sie, Ihre Entscheidung zu überdenken.“
Die Kommunen als Schulträger fordern eine längere Vorlaufzeit für den Neustart. „Wir brauchen mindestens eine Vorlaufzeit von einer Woche, um die neuen Regeln umsetzen zu können“, sagte Bernd Jürgen Schneider, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW. Wenn die Schulen ab Montag wieder geöffnet würden, könne noch nicht alles reibungslos funktionieren. „Weniger Schüler gestaffelt auf mehr Zeit und Räume zu verteilen, bringt ganz neue Abläufe mit sich, zum Beispiel beim Transport der Schüler oder beim Betrieb der Mensen“, so Schneider. Es werde auf jeden Fall eine gestaffelte Wiederaufnahme des Schulbetriebes geben. Nach derzeitiger Planung sollen die Schulen frühestens am Mittwoch erfahren, wie es genau weitergeht. Der kommende Montag aber ist in NRW bereits der erste Schultag nach den Osterferien.
Die Kommunen würden dafür sorgen, dass die Anforderungen an Hygiene und Gesundheitsschutz erfüllt würden, versprach Schneider: „Es sollte kein Problem sein, Waschgelegenheiten mit Seife und Einmalhandtüchern auszustatten oder Desinfektionsspender aufzustellen.“ Es gebe aber auch noch viele offene Fragen: „Bekommen die Schulen auf dem Markt all die Hygienemittel, die es jetzt braucht? Wo sollen die Schüler und Lehrer den Mundschutz in ausreichender Zahl herbekommen? Wie oft müssen die Klassenräume gereinigt werden, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren? Müssen die Tische mehrmals am Tag desinfiziert werden? Da benötigen wir klare Empfehlungen.“
Schneider sprach sich für einen alternierenden Schulbesuch aus: „Am leichtesten wäre es zu organisieren, wenn der Rhythmus tageweise wechselt, die Klassen also geteilt werden und nur jeden zweiten Tag die Schule besuchen.“ Der Interessenvertreter der Schulträger forderte aber zugleich, auch den Umgang mit künftigen Infektionsfällen zu regeln: „Es ist sehr wichtig, dass vorher geklärt wird, wie die Schulen mit Infektionsfällen umgehen sollen, denn die werden selbst bei strengster Hygiene nicht zu vermeiden sein. Wenn der Schulbetrieb jedes Mal wieder eingestellt wird, sobald sich ein Kind infiziert hat, kann man den Neustart gleich sein lassen.“²
¹Kölner Stadt-Anzeiger ²Rheinische Post