Finanzminister Schäuble will späteren Renteneinstieg aus

Schäuble-Rente

Es kann und will auch nicht jeder so lange arbeiten. Nach 40, 45 Jahren als Lehrer, Bankangestellter oder Sekretärin ist es irgendwann einfach mal genug. Als Fließbandarbeiter, Postzusteller oder Dachdecker macht dann auch der Rücken nicht mehr mit.

Schäuble stört die Debatte

Es ist falsch, abschreckend und daher destruktiv, die Debatte über die langfristige Bezahlbarkeit des Rentensystems mit dem am schwersten durchzusetzenden Mittel, der Anhebung des Renteneintrittsalters, zu beginnen. Das weckt alle Widerstände und blockiert die Offenheit für realistischere Lösungen: von der besseren staatlichen Unterstützung für die private Vorsorge, der Reform der Betriebsrenten bis zur Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten in das System der gesetzlichen Rente. Das demografische Problem rollt zwar unaufhaltsam auf Deutschland zu, aber die Logik, dass mit der älter werdenden Gesellschaft alle gleichermaßen automatisch länger arbeiten müssten, ist keine.

Logisch denkbar ist genauso, dass das nur diejenigen tun, die es wie Schäuble wollen. Und ebenso, dass für die Alten, wenn schon nicht die Jungen, dann doch wenigstens die Toten aufkommen, zum Beispiel über eine höhere Erbschaftsteuer zugunsten einer Grundsicherung. Es gibt also viele Varianten jenseits der Rente mit 70, die schon als Schlagwort abschreckt. Im Übrigen: Soll doch die Rente mit 67 erst einmal Realität werden. Das ist erst 2031 der Fall und schwer genug umzusetzen. Lausitzer Rundschau

Schäubles Rechnung ist daher denkbar einfach: Wenn die Beiträge nicht explodieren sollen und der Bundeszuschuss nicht ins Unermessliche steigt, gleichzeitig die Koalition aber auch die bereits beschlossene weitere Absenkung des Rentenniveaus rückgängig macht, bleibt langfristig nur eine längere Lebensarbeitszeit, um das System der gesetzlichen Rente über das Jahr 2030 hinaus zu stabilisieren, wenn die geburtenstärksten Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden.

Nicht mit Zwang, wohl aber mit einer gewissen Flexibilisierung des bislang so starren Arbeitsrechtes. Viele 65-Jährige sind noch geistig wie körperlich fit und würden gerne noch ein paar Jahre dranhängen. Sie sollen das auch tun können. Andere dagegen haben sich aufgearbeitet und sind den Anforderungen der modernen Arbeitswelt nicht mehr gewachsen. Sie sollen ihren wohlverdienten Ruhestand genießen. Damit wäre allen gedient. Es muss ja nicht jeder wie Wolfgang Schäuble noch mit 73 an eine Fortsetzung seiner Karriere denken. Martin Ferber, Badische Neueste Nachrichten

In die richtige Richtung

Es war an der Zeit, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble die Vorsitzenden von SPD und CSU, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer, in die Schranken verweist. Gabriel und Seehofer, eher vom Gemüt als von kühler Analyse geleitet, machen der Bevölkerung etwas vor. Sie suggerieren, mit ein paar Handgriffen könne das Rentensystem stabilisiert oder gar ausgebaut werden.

Eher ältere Wähler glauben das gerne. Die jüngeren, die am Ende die exorbitante Rechnung begleichen müssen, treibt das in die Politikverdrossenheit. Gabriel und Seehofer gehören zu den Politikern, die an den Symptomen herumdoktern, die Ursachen aber mit Blick auf Umfragen nicht angehen wollen. Sie verweigern die Antwort auf die Tatsache, dass in den kommenden Jahren immer weniger Menschen sozialversicherungspflichtig arbeiten werden und gleichzeitig immer mehr Menschen ihre Rente überwiesen bekommen. Schon bei Geschenken wie der Rente mit 63 und der Witwenrente wurde dieses Faktum wissentlich ignoriert.

Desweiteren lassen die spendierfreudigen Sozialpolitiker außer Acht, dass glücklicherweise die Lebenserwartung steigt. Es kümmert Gabriel und Seehofer nicht, dass immer weniger Menschen immer mehr Menschen finanzieren müssen. Von der vielgerühmten Generationengerechtigkeit, die ein fundamentaler Pfeiler des Rentensystems ist, keine Spur. Statt sich hinter die Rente mit 67 zu stellen, wird eine Rente mit 63 hervorgezaubert, die große Teile der SPD-Klientel beglückt. Schäubles Idee geht hingegen in die richtige Richtung. Viele Menschen im heutigen Rentenalter wollen und können noch arbeiten. Ihr Wissen ist für Unternehmen von hoher Bedeutung, sie gehören noch lange nicht zum sogenannten alten Eisen.

Die Demographie wird von vielen ausgeblendet. In zehn Jahren werden sechs Millionen Menschen weniger im Arbeitsleben sein als heute. Die daraus resultierenden Probleme müssen angegangen werden. Das ist ein Kraftakt, der ungleich schwieriger zu vermitteln und umzusetzen ist, als das fröhliche Verteilen von nicht existenten Renten-Milliarden. Schwäbische Zeitung

Jüngere verlangen mehr Unterstützung in Rentendebatte

Die jüngere Generation der unter 40-Jährigen wird nach Auffassung eines ihrer führenden Wirtschaftsvertreter in der aktuellen Rentendebatte zu wenig wahrgenommen und unterstützt. „Wir Jüngere werden in der Rentendebatte viel zu wenig gehört oder abgewürgt“, sagte Hubertus Porschen, Vorsitzender des Verbandes Die Jungen Unternehmer, der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. „Es darf nicht sein, dass die Politik und die Älteren die Lasten der Zukunft einfach auf die Schultern der heute unter 40-Jährigen abladen“, sagte Porschen. Er nannte den Vorschlag von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) „richtig und sinnvoll“, das Renteneintrittsalter künftig auch von der längeren Lebenserwartung abhängig zu machen. „Die Menschen leben länger, also können sie auch länger arbeiten“, sagte der Verbandschef. Rheinische Post

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